Am 23.09.2025 fand der Praxisdialog BETREIBERVERANTWORTUNG –
Organisation & Daten – in Oberhausen statt.
In einem Wort: Noch!
Noch. Dieses Wort beschreibt bestens das Thema Betreiberverantwortung. Einerseits haben alle, die jetzt an „Immer-NOCH-nicht“ denken Recht. Die Beurteilung, dass im FM seit 20 Jahren Betreiberverantwortung nicht vollumfänglich gut geregelt ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Wir stimmen lieber in ein „NOCH-nicht-ganz“ ein – schließlich haben wir vielfach kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.
DATEN & PROZESSE
Alle haben ein CAFM, aber haben auch alle Datenvollständigkeit und -transparenz? Da bleibt noch ein Fragezeichen am Ende des Satzes. Hier kommt es auf die Führungskräfte an. Implementierungsteams laufen Gefahr auf dem Wege des Projektes aus den Augen zu verlieren, worum es eigentlich geht. Dann wird zwar Software implementiert, aber weder Prozesse entwickelt noch die Ziele so gesteckt, dass alles in ein Informations- und Datenmodell mündet.
ORGANISATION
Alle haben eine FM-Abteilung, externe Dienstleister, Chefs, Controller, Werkleiter. Aber haben auch alle geklärte Zuständigkeiten, geklärte Delegationskaskaden, zielführende Budgetverantwortung und eine passende Personalbemessung für die Steuerung auf der Auftraggeberseite? Oder reden wir immer noch von organisierter Verantwortungslosigkeit – aus Unwissenheit, sogar zuweilen Unwillen? Denn für Unternehmen ist es verlockend die Budgetvorgaben dort hin zu legen, wo die Verantwortung gerade NICHT sitzt. Sonst müsste man ja, immerzu alles auf Vordermann halten – mit Geld. Und das Atmen über die Infrastruktur ist so verlockend.
Was wir von den Praxis-Experten des Tages mitgenommen haben:
- Jedes Momentum nutzen, um die Verantwortung besser zu regeln – solches Momentum erzeugen Ausschreibungen, Vertragsertüchtigungen, ESG-Regularien und neue Reportinganforderungen, Umnutzungen, also bitte nicht auf einen Vorfall warten.
- Praxistipp Personalbemessung – die öffentlich zugänglichen Handreichungen bemessen Techniker und Servicepersonal. Dem Auftraggeber, der seine Steuerung und sein Objektmanagement aufstellen muss, hilft das wenig. Tipp: Die hier vorgestellten Personalbemessungen für das Corporate FM mit Mitarbeiter-Befragungen bspw. zur Arbeitsbelastung kontrastieren.
- Finger weg von der Gewerkeorientierung. Mit der Objektorientierung fahren Corporates besser – in Sachen Zuständigkeitsklärung und beim Skalieren.
- Langen Atem beweisen! Die komplette Datenaufnahme auf einen Schlag ist nicht möglich? Dann hilft ein Datenmodell, in das sukzessive Information eingerollt werden kann – und dann siehe dazu Punkt 1 „Momentum nutzen!“.
- CAFM als Chance der Prozess- und Organisationsentwicklung begreifen – mit dem CAFM kauft man nicht bloß eine Software zum Selbstzweck und niemand klopft einem auf die Schulter, weil man endlich ein funktionierendes Ticketsystem hat. Stakeholder-Analyse heißt das Zauberwort.
- Und last but not least: Standards einfordern von Verbänden und Richtlinien-Institutionen. Datenstandards, Prozessstandards, sogar Organisationsstandards.
Downloads
Alle Downloads zur Veranstaltung finden Sie hier:
Mitwirkende

Hartmut Hardt
Rechtsanwalt & Experte für Betreiberverantwortung
VDI e.V.

Mark Rübenstrunk
Head of Industrial Facility Management Germany
Covestro Deutschland AG
Agenda
Das war die Agenda vom 23.09.2025.
9:00 Uhr
Beginn Check-in & Eintreffen der Gäste
Intro & thematischer Einstieg
9:30 Uhr
Begrüßung
09:40 Uhr
Panel – Druckpunkte & Lösungen
Betreiberverantwortung erlebt eine regelrechte Renaissance – gebaute Umwelt steht aller Orten unter Druck. Wirtschaftsflaute, Zinsentwicklung, Zölle, Baukostenentwicklung, Personalabbau, Konsolidierungsdruck – die Liste von Gründen für Zurückhaltung beim „Geld in die Hand nehmen“ ist lang.
Hinzu kommt: Personal wird weniger, Vorschriften werden mehr und die Gebäude werden technisch anspruchsvoller.
Aber die Lage ist nicht hoffnungslos – es muss nur endlich Licht in folgende drei Dunkelfelder gebracht werden:
- Organisation: Lückenlosigkeit herstellen mit tragfähiger Personalbemessung trotz Druck auf dem Personalschlüssel
- Daten: Exakt die richtigen Informationen erheben und vorhalten, um wirklich compliant zu sein
- Prozesse: endlich Bereitstellungs- und Betriebsstandards herbeiführen und über die entsprechende Aufgabenzuordnung echtes QM zu erreichen

Meno Requardt
Geschäftsführer, Volkswagen Immobilien GmbH

Tobias Märtens
Prokurist Capital Projects, Infrastructure & Real Estate
PwC Deutschland

Hartmut Hardt
Rechtsanwalt & Experte für Betreiberverantwortung
VDI e.V.

Arne Ott
Leiter Immobilienmanagement
Landeshauptstadt Erfurt

Eugen Tielmann
Head of [FM] Technology
Roche Real Estate Services Mannheim GmbH
Die lückenlose FM Organisation
10:30 Uhr
FM-Referenzmodell für Aufbau- und Ablauforganisation und die Vermeidung von Organisationsverschulden
10:40 Uhr
Organisationsentwicklung – von der Theorie zur operativen Umsetzung
Anwendung des Rollen & Funktionsmodells als Baukasten für eine neue Organisationsstruktur
11:05 Uhr
Problem Gewerkeorientierung: Hoher Abstimmungsaufwand, Zuständigkeits-Ping-Pong und funktionale Inseln.
Das Praxisbeispiel zeigt den Entwicklungsweg von der Gewerkeorientierung zur Objektorientierung

Heike Heijen
Leiterin Immobilienmanagement
enercity Netz
11:30 Uhr
Kaffeepause
12:00 Uhr
Praxisbericht Auditierung
Würde ein Standard Organisations-Audit nach GEFMA 190 eigentlich helfen?

Julia Kohlschein
Prokuristin & stellv. Teamleitung FM-Consulting
SOCOTEC Building Solutions
Personalbemessung auf Auftraggeberseite
12:30 Uhr
FM-Referenzmodell für den Betrieb zur belastbaren Personalbemessung auf Auftraggeberseite
Die Funktionen Dienstleistungssteuerung, Objektmanagement & FSM mit ihren Prozessen, Positionsbeschreibungen, Aufgabenlisten
12:40 Uhr
Personalbemessung: Zu viele, zu wenige, mit den richtigen Aufgaben betraut? Wie man mit den Ergebnissen einer Personalbemessung umgeht.

Mark Rübenstrunk
Head of Industrial Facility Management Germany
Covestro Deutschland AG
13:00 Uhr
Wissenshäppchen
Mittagsimbiss an Info-Spots – Themenwände voller fachlichem Know-how
Jeder Info-Spot wird von Experten und Expertinnen begleitet.
Das hilft bei Personalmangel, Budgetknappheit, Zeitdruck:
Datenerfassung smart organisieren
VDI – Fachbereich FM:
Neue Richtlinie Rolle & Funktion im FM
How to Nutzwertanalyse:
Was wird eigentlich wie, wo, wann gebraucht – was kann weg?
Wie das ideale Set up des CAFM aussieht
Wie man eine externe Steuerungsunit aufbaut
Datenstruktur & Datentiefe
14:00 Uhr
FM-Referenzmodell für Datenmodell, Datenkataloge und das richtige Software-Set up
14:10 Uhr
Wenn nicht alles auf einmal geht:
Mit langem Atem Objekte in eine Informationsstruktur einrollen
Jede Menge Objekte, bei denen nicht klar ist, was überhaupt da ist? Die Dokumentation fehlt auch? Und Stellen, um alles auf einen Schlag aufzunehmen, sind nicht drin? Dann ist langer Atem gefragt – und eine passende Datenstruktur, in die bei jeder sich bietenden Gelegenheit Objekte eingerollt werden können.

Günter Lammering
Head of Facility Management
alstria office AG
14:40 Uhr
Mit SAP gelöst – Betriebsperformance & Betreiberverantwortung
Welche Daten muss ich haben und pflegen, damit Betreiberverantwortung gewährleistet ist?
Und was sagen mir diese Daten über die Leistungsfähigkeit des Betriebs generell?
Ein Fahrplan mit Intelligenz für die Tiefe der Erfassung.

Melanie Assenmacher
Abteilungsleitung Arbeitsprozessgestaltung & Projektsteuerung
Berliner Stadtreinigung
15:10 Uhr
Die Grenzen der DIN 276 – und wie man sie überwindet
Erfassung und erste Auswertung einer neuen Datenstruktur, die sich erstmals nicht 1-zu-1 an der DIN 276 orientiert, dafür die notwendigen Betriebsinformationen fokussiert (Grenzen der DIN 276)

Boris Heidicker
Leiter Business Center
Bredehorst Clinic Medical Management GmbH
15:30 Uhr
Kaffeepause
16:00 Uhr
Panel – Neue Kategorien braucht das Land … oder: das Ruder mit Software herum drehen
Wir stellen einen neuen Kategorienbaum für CAFM- oder IWMS-Systeme zur Diskussion, und spielen ihn anhand von Praxisproblemen durch.
- Wie feststellen, ob man zuviel oder zuwenig Fläche/ Objekt/ Equipment bereitstellt?
- Marode Halle mit höchster Kerngeschäftsrelevanz – gibt es das und was ist zu tun?
- Zählen für die Ausschreibung: Wenn das 2 km-lange Hochregallager nur als 1 Stück auftaucht?

Sam Rafati
Geschäftsführer
FSP consulting GmbH

Melanie Assenmacher
Abteilungsleitung Arbeitsprozessgestaltung & Projektsteuerung
Berliner Stadtreinigung

Melanie Heinsohn
Projektmanagerin
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW

Matthias Mosig
Associate Director & Head of Digital Transition
TÜV SÜD Advimo GmbH
16:45 Uhr
Impulse zum Mitnehmen
- Referenzmodell gut und schön – nutzt das in der Praxis?
- These: Betreiberverantwortung ist kein Zusatzaufwand. Wer seinen Betrieb im Griff hat, ist quasi-automatisch compliant. Wie lässt sich der Steuerungsaufwand bemessen? Stichwort KPI
- Sollte die Zertifizierung der Facility Services Managers in der nächsten Ausschreibung abgefordert werden?
17:15 Uhr
Fazit, Ausblick, Zusammenfassung des Tages
17:30 Uhr
Ende des fachlichen Programms
Anschließend gemeinsamer abendlicher Ausklang in Oberhausen schönster Jazz-Kneipe
Abendlicher Ausklang
Abendlicher Ausklang in Oberhausens schönster Jazz-Kneipe

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